14.03.03

"Bremse des Jahres" geht an die IT-Allianz TCPA

Hannover / München (ots) - Mit den jährlich verliehenen CeBIT-Highlights würdigt das Computermagazin CHIP jene Hersteller, die mit innovativen Produkten die IT-Branche voranbringen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Deshalb vergibt CHIP auch die "Bremse des Jahres" - als Denkzettel an Unternehmen oder Institutionen, die den Fortschritt in der digitalen Welt blockieren. Preisträger 2003 ist die "Trusted Computing Platform Alliance" (TCPA) mit Sitz in Oregon/USA. Unter dem Vorwand, die PC-Sicherheit zu verbessern, plant dieses Industrie-Konsortium, mit technischen Maßnahmen die Kontrolle über jeden PC zu erlangen. Nach Ansicht der CHIP-Redaktion wächst mit TCPA ein bürokratisches Monster heran, das Zensur erleichtert, den Wettbewerb schädigt, die IT-Entwicklung bremst und, vor allem, die Freiheit und Rechte jedes PC-Nutzers dramatisch beschneidet.

Die in der TCPA vereinten Technologie-Unternehmen verstehen sich als "Allianz für vertrauenswürdige Computer-Plattformen". Das impliziert, dass dem PC in seiner jetzigen Form misstraut wird: Er gilt der TCPA sozusagen als Komplize von Hackern und Raubkopierern. Um das zu ändern, hat sich das Konsortium ein Lenin zugeschriebenes Zitat zu Herzen genommen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Erster Schritt ist ein Eingriff in die Hardware. Einige Hersteller bauen bereits den so genannten Fritz-Chip in neue Rechner ein. Er übernimmt die Kontrolle, sobald der PC gebootet wird. Er identifiziert den Anwender, kümmert sich um Verschlüsselungen, prüft die Seriennummern von Hard- und Software und gleicht sie online mit einer TCPA-Liste ab.

Hat der Fritz-Chip den Rechner "abgenommen", übergibt er das Kommando ans Betriebssystem, das die Einhaltung der TCPA-Richtlinien überwacht. Microsofts "Next Generation Secure Computing Base", besser bekannt unter dem alten Namen Palladium, soll so ziemlich alles verhindern, was der TCPA, in diesem Fall vor allem den Rechte-Inhabern, widerstrebt.

Kommt die TCPA mit ihren Plänen durch, werden PC-Besitzer entmündigt. Der User wird nur noch mit Erlaubnis der TCPA Daten anlegen, speichern oder kopieren können. Fast jedes Programm und jede Hardware-Komponente bedarf einer Zertifizierung durch ein "Trust-Center", dessen Zusammensetzung noch völlig offen ist. Kleine Software-Unternehmen müssen ihre Produkte auf eigene Kosten zertifizieren lassen, damit sie auf TCPA-kontrollierten Rechnern laufen. Missliebige Internet-Sites können blockiert werden, einer Zensur sind Tür und Tor geöffnet.

Durch den permanenten Online-Datenabgleich hat die TCPA im Prinzip Zugriff auf jeden Rechner und kann jederzeit verfolgen, was der Nutzer mit seinem PC anstellt. Selbst wenn man der TCPA integre Absichten zubilligt, pervertiert ihr Vorhaben diese Motive: Der "vertrauenswürdige Computer" wäre ein Computer, der die Sicherheit seines Besitzers untergräbt. Mit der "Bremse des Jahres 2003" an die TCPA will CHIP dieses brisante Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.


BUND will bessere Verbraucherinformation

Berlin (ots) - Zum Weltverbrauchertag hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Oppositionsfraktionen im Deutschen Bundestag aufgefordert, das Verbraucherinformationsgesetz nicht länger zu blockieren. Angesichts der nicht abreißenden Serie von Lebensmittelskandalen müssten die Rechte der Verbraucher gestärkt und die Möglichkeiten zur Verschleierung solcher Tatbestände durch die Hersteller beseitigt werden. Der Verbraucher müsse sich darauf verlassen können, ausschließlich gesunde und qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu erhalten. Zur besseren Information seien auch Sanktionen gegen irreführende Werbemethoden nötig.

Dr. Angelika Zahrnt, BUND-Bundesvorsitzende: "All zu oft wird mit Bildern von glücklichen Kühen und freilaufenden Hühnern ein falsches Bild der Wirklichkeit erzeugt. Die konventionelle Landwirtschaft sieht überwiegend anders aus: hochgezüchtete Turbokühe, Schweine auf Spaltenböden, Hühner in Legebatterien und Puten, die so gemästet werden, dass sie kaum noch laufen können. Die nach jedem Lebensmittelskandal angekündigte Transparenz vom Futtertrog bis zur Ladentheke ist nach wie vor eine Leerformel. Klare Kennzeichnungsregeln und das Verbraucherinformationsgesetz müssen dies so schnell wie möglich korrigieren."

Stärker kontrolliert werden müsse vor allem die Futtermittelindustrie. Erforderlich sei eine Positivliste für erlaubte Beimischungen zum Tierfutter. Es sei außerdem inakzeptabel, dass der weitaus größte Teil der Agrarsubventionen in eine Landwirtschaft fließe, die unter Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln erfolge. Die Förderung und Ausweitung des Ökolandbaus sei aktiver Verbraucherschutz.

Akut gefährdet sei auch die Wahlfreiheit für Verbraucher, die gen-veränderte Lebensmittel nicht kaufen wollen. Bundesagrarministerin Renate Künast habe für den Sommer die Aufhebung des Anbau-Moratoriums für gen-verändertes Saatgut angekündigt. Damit drohe eine flächendeckende gentechnische Verunreinigung von Biolandbau und konventioneller Landwirtschaft. Der BUND fordert klare Haftungs- und Entschädigungsregeln, nach denen Hersteller und Anwender gentechnisch veränderten Saatgutes die Kosten für Kontrollen und die Haftung bei Verunreinigungen übernehmen müssen.

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