21.11.2004

Pisa-Studie: Nachsitzen statt Aussitzen

(ots/MK)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus:

"Ein Aufschrei wird durchs Land der Dichter, Denker und Bürokraten gehen, wenn am 7. Dezember offiziell die neuesten Pisa-Zahlen verkündet werden. Denn gestern sickerte gar Schreckliches durch: Auch drei Jahre nach dem ersten Pisa-Fiasko dümpelt die deutsche Schülerschaft im neuesten weltweiten Vergleich bestenfalls in der Mitte der Tabelle. Immerhin: Die Mathenoten haben sich verbessert, von 31 Industriestaaten landete Deutschland auf Platz 17. Vor drei Jahren war es noch Rang 20. Doch in Sachen Lesen und Textverständnis, also in den Schlüsselkompetenzen für das Begreifen sämtlicher Schulfächer, hakt es kräftig. Die Quittung geben die Forscher schriftlich: Platz 20 für Deutschland in diesen Disziplinen. Dabei hatten sich doch nach der ersten peinlichen Pisa-Sause alle Beteiligten so angestrengt: Pädagogen und Politiker debattierten pausenlos über Mängel im System, erarbeiten Konzepte und Ideen. Doch die aktuellen Zahlen zeigen: Es hat nichts genutzt, die Ansätze waren falsch. Wie falsch, schicken die Forscher in ihrem Zahlenwerk gleich hinterher. Versagt habe das deutsche Schulsystem vor allem bei der Förderung sozialschwacher Kinder. Dass bei gleicher Begabung der Spross wohlhabender Bildungsbürgereltern eine dreifach höhere Chance hat, das Abitur zu machen, als ein Kind eines Migranten oder eines Arbeiters, ist nämlich der eigentliche Skandal. Die Ursache dafür liefert die Studie ebenfalls: In keinem anderen Land der Welt werden die Kinder in so jungen Jahren in verschiedene Schulformen sortiert wie in Deutschland. Doch das wussten wir ja auch schon vor drei Jahren. Damit ist klar: Das Prinzip Aussitzen statt Nachsitzen war fatal. Denn die Bestraften sind wieder einmal die Kinder."

Ergebnisse der PISA-Studie 2000

In der PISA-Studie wurden die Fähigkeiten 15jähriger Schüler in den Gebieten Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften getestet. In Deutschland fielen neben dem allgemeinen schlechten Abschneiden vor allem ein Gefälle zwischen Jungen und Mädchen und eine sehr starke Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit von der gesellschaftlichen Herkunft auf.

LesenMathematikNaturwissenschaft
Finnland546Japan557Korea552
Kanada534Korea547Japan550
Neuseeland529Neuseeland537Finnland538
Australien528Finnland536Vereinigtes Königreich532
Irland527Australien533Kanada529
Korea525Kanada533Neuseeland528
Vereinigtes Königreich523Schweiz529Australien528
Japan522Vereinigtes Königreich529Österreich519
Schweden516Belgien520Irland513
Belgien507Dänemark517Tschechische Republik512
Österreich507Frankreich515Schweden511
Island507Island514Frankreich500
Norwegen505Liechtenstein514Norwegen500
Frankreich505Schweden514OECD-Durchschnitt500
Vereinigte Staaten504Irland510Vereinigte Staaten499
OECD-Durchschnitt500Österreich503Ungarn496
Dänemark497OECD-Durchschnitt500Island496
Schweiz494Norwegen499Belgien496
Spanien493Tschechische Republik498Schweiz496
Tschechische Republik492Vereinigte Staaten493Spanien491
Italien487Deutschland490Deutschland487
Deutschland484Ungarn488Polen483
Liechtenstein483Russische Föderation478Dänemark481
Ungarn480Spanien476Mexiko478
Polen479Polen470Italien476
Griechenland474Lettland463Liechtenstein461
Portugal470Italien457Griechenland460
Russische Föderation462Portugal454Russische Föderation460
Lettland458Griechenland447Lettland459
Luxemburg441Luxemburg446Portugal443
Mexiko422Mexiko387Luxemburg422
Brasilien396Brasilien334Brasilien375




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