23.05.2004

Dramatische Anhebung der Walfangquote durch Norwegen

(ots) - Das norwegische Parlament empfahl eine Anhebung der Walfangquote auf das bis zu Dreifache gegenüber der aktuellen Fangzahl. In der nicht bindenden Resolution wird eine "bemerkenswerte Anhebung der Fangzahlen" gefordert. Die Regierung setzt die Fangquote fest. Jagen norwegische Walfänger in dieser Saison bis zu 670 Nördliche Zwergwale, so könnten dadurch bald 2000 Zwergwale im Nordatlantik explosiven Harpunen zum Opfer fallen.

Das Norwegische Parlament rät der Regierung auch in Erwägung zu ziehen, ob mit der Aufnahme "wissenschaftlicher Walfangaktivitäten" begonnen werden soll. Hintergrund ist, dass Norwegen durch den Vorbehalt gegenüber dem seit 1986 in Kraft befindlichen kommerziellen Walfangverbot Nördliche Zwergwale jagt, möchte es aber die Waljagd auf andere Arten ausdehnen, muss es ein anderes Schlupfloch suchen. Damit könnte Norwegen der Strategie Japans und Islands, die ihre Walfangaktivitäten ebenfalls unter dem Deckmantel der Wissenschaft durchführen, folgen.

Norwegen setzt somit einen weiteren Schritt, um sich internationalen Beschlüssen zu widersetzen. Ein 2001 von Deutschland bei der Internationalen Walfangkommission (IWC) eingebrachter und mehrheitlich angenommener Antrag fordert Norwegen auf, die Walfangaktivitäten einzustellen, sowie Handelsaktivitäten mit Walfleisch zu unterlassen.

Nicolas Entrup, Sprecher der WDCS, Whale and Dolphin Conservation Society, in Deutschland kritisiert den Entscheid des norwegischen Parlamentes: "Norwegen teilt sich selbst Fangquoten zu, die von der Internationalen Walfangkommission nicht gebilligt werden. Wenn aber nicht einmal der Markt für das Fleisch der gegenwärtig getöteten Wale vorhanden ist, was um alles in der Welt veranlasst das Norwegische Parlament die Tötung von 2000 Walen zu empfehlen?".

Der Absatzmarkt für Walfleisch in Norwegen nimmt weiter ab. Der von der norwegischen Regierung festgelegte Preis für Walfleisch sank zwischen 1993 und 2004 auf beinahe die Hälfte ab (25 Kronen pro Kilogramm). Walspeck wird auf Grund der hohen Schadstoffbelastung sogar vielfach bereits direkt nach dem Fang wieder über Bord geworfen.

Der Hintergrund für die gestrige Entscheidung liegt für die WDCS in der Hoffnung Norwegens, dass der kommerziellen Handel mit Walfleisch legalisiert wird. Vor wenigen Tagen wurde ein Antrag Japans veröffentlicht, der bei der Tagung des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) im Oktober in Thailand die Legalisierung des Handels mit Produkten des Nördlichen Zwergwales einfordert. "Es ist offensichtlich, dass der derzeit mit staatlichen Geldern hoch subventionierte Walfang reicher Industriestaaten nur dann lukrativ werden kann, wenn sowohl die Waltötungen als auch der internationale Handel in großem Maßstab erfolgen. Dies muss verhindert werden!" sagt Entrup von der WDCS.


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