Goodbye Supersonic
Das Ende einer Ära

24.10.2003

(MS) Am 24. Oktober 2003 um 14. 25 Uhr startet die Concorde zu ihrem letzten Flug. Mit der Flugnummer BA 9010 fliegt das letzte Überschallverkehrsflugzeug Prominente zu einem Rundflug über den Atlantik und landet gegen 16.00 Uhr auf dem London Heathrow Airport. Es wird allerdings nicht die letzte Landung einer Concorde sein. Ein weiteres der drei verbliebenen Flugzeuge dieses Typs startet um 14.20 Uhr in Edinburgh und ungefähr zwei Stunden vorher wird der Flug BA001 von New York in Richtung London starten. Alle drei Flugzeuge werden in einer Formation nahezu gleichzeitig auf dem Heathrow Airport landen. Die letzte Maschine wird die aus New York kommende sein.

Die Geschichte der Concorde begann im November des Jahres 1961 als die Firmen Britain's Bristol Siddeley und SNECMA (Société National d'Etude et de Construction de Moteurs d'Aviation) einen Vertrag zur Entwicklung eines Überschallverkehrsflugzeuges unterzeichneten. Die Finanzierung dieses Vorhabens wurde durch die Regierungen von Großbritannien und Frankreich gesichert. Die Flugzeugindustrie beider Länder war in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch die eigenen Entwicklungen von militärischen Überschallflugzeugen auf einem hohen Standard. Auch eine Koproduktion im zivilen Bereich, die Caravelle, machte Furore. Es war das erste nichtamerikanische Flugzeugmuster, das von US-Airlines gekauft wurde.

Die europäische Herausforderung wurde 1963 von Präsident John F. Kennedy aufgegriffen. Er verkündete, dass die US-Flugzeugindustrie nicht nur ein besseres sondern auch schnelleres Flugzeug bauen werde. Angestrebt wurde die dreifache Schallgeschwindigkeit (Mach 3) , also etwa 3.600 km/h, wohingegen die Concorde auf Mach 2 konzipiert war. Den Auftrag zur Entwicklung erhielt Boeing. Die Boeing SST, so der Name des Fliegers hob jedoch niemals vom Boden ab. Die Kosten explodierten ebenso wie bei der Concorde. Eines der zu lösenden Probleme war, dass der Flieger sich durch die Hitzeentwicklung bei den hohen Geschwindigkeiten um bis zu 25 cm ausdehnte. Ein militärischer Nutzeffekt ließ sich aus der Entwicklung von großen Überschallflugzeugen nicht ableiten, so dass die Entwicklung der SST 1971 auch aufgrund Protesten von Umweltschützern durch den Kongress eingestellt wurde. Das Rennen war ohnehin verloren, da die erste Concorde bereits 1969 ihren Jungfernflug hatte, es dauerte allerdings noch bis 1976, bis die ersten Passagiere im Überschallverkehr befördert wurden. Insgesamt wurden siebzehn Maschinen an die British Airways und die Air France ausgeliefert.

Die Sowjetunion nahm ebenfalls an dem Prestigewettlauf teil. Sie bauten die TU-144, ein look-a-like der Concorde. Diese sorgte auf dem Pariser Aerosalon 1973 für tragische Schlagzeilen, als ein Prototyp bei Vorführungen abstürzte und die Crew ums Leben kam. Die TU-144 wurde nur selten eingesetzt und versank sang- und klanglos in der Flugzeuggeschichte.

Auch die Concorde sollte von einem schweren Unfall nicht verschont bleiben. Am 25. Juli 2000 stürzte eine Concorde 60 Sekunden nach dem Start in Paris ab. Dieser Unfall kostete 113 Menschen das Leben, davon einhundert Passagiere, neun Besatzungsmitglieder und vier Menschen auf dem Boden. Die Ursache war ein verlorenes Teil eines anderen Flugzeuges auf der Startbahn, das während des Starts der Concorde hochgewirbelt wurde und einen Tank durchschlug. Die Maschine geriet in Brand und stürzte kurz darauf ab. Die Menschen an Bord hatten keine Chance, den Unfall zu überleben.

Nach umfangreichen technischen Umbaumaßnahmen wurden die Flüge der Concorde im November 2001 wieder aufgenommen.

Letztendlich erwies sich dieses Flugzeugkonzept jedoch, vor allem auch wegen des irrsinnigen Treibstoffverbrauches, als finanziell nicht tragbar. "Die Concorde machte die Welt kleiner, aber nur für eine sehr begrenzte Anzahl von Menschen.", so Robert van der Linden vom Smithsonian National Air and Space Museum. Ein Hin- und Rückflugticket New York - London mit der Concorde kostete bereits in den 1980-er Jahren ein durchschnittliches Jahresgehalt eines Arbeiters, umgerechnet damals mehr als 20.000 DM. "Die Zukunft gehört Flugzeugen mit großer Passagierkapazität und extrem niedrigem Treibstoffverbrauch, wie z. B. dem europäischen Airbus A 380.", ergänzt van der Linden.

Neue Überschallflugzeuge für den Passagierverkehr werden unsere Generationen wohl nicht mehr am Himmel sehen.

Nichtsdestotrotz war das Fliegen mit dem "Champagnerflieger", so der Spitzname unter Piloten, ein Erlebnis. Allein die Startgeschwindigkeit von nahezu 450 km/h, die der Flieger aufgrund seines aerodynamischen Konzeptes, dem sog. Vortex-Auftrieb, benötigte, presste den Passagier in den Ledersessel. Einmal über dem Meer, hob sich die Nase noch einmal steil nach oben und der enorme Druck der Triebwerke beschleunigte den Flieger auf Mach 2. Hierbei wurden Höhen von mehr als 25 Kilometern über dem Boden erreicht. Ein gigantischer Ausblick auf die Erde wurde dadurch möglich. Über sich sah man bei hellichtem Tage die Sterne, unter sich die Erde fast wie ein Astronaut.

Ich würde mir wünschen, dass vernünftigere Flugzeuge auch diese Höhen bald erreichen, um unseren Kindern diese unglaubliche und überwältigende Aussicht zu gönnen.


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